Häufige Fragen
- Wie viele Buchenwälder gibt es in Deutschland?
Von Natur aus wäre die Buche in Deutschland die häufigste Baumart. Zwei Drittel Deutschlands (66 %) wären von Buchenwäldern bedeckt, hätte der Mensch seit dem Mittelalter nicht umfassend in die Entwicklung des Waldes eingegriffen. Heute sind insgesamt nur noch 32 % der gesamten Fläche Deutschlands mit Wald bedeckt. Das Vorkommen der Baumarten entspricht nicht mehr der natürlichen Verteilung. Fichte und Kiefer sind die häufigsten Baumarten (zusammen ca. 50 %) und Buchen nehmen in den Wäldern Deutschlands nur noch einen kleinen Teil (15 %) ein.
Alte Buchenwälder sind für die biologische Vielfalt besonders wertvoll, da alte Bäume und Totholz Lebensraum für viele Arten bieten. Jedoch ist nur ein kleiner Anteil der Buchenwälder älter als 160 Jahre (6%). - Wo kommen Buchen weltweit noch vor?
Insgesamt gibt es 11 Arten der Gattung Buche (Fagus), die auf der Nordhalbkugel der Erde in gemäßigten Klimazonen wachsen: Neben unserer europäischen Rotbuche (Fagus sylvatica) gibt es sieben Arten in Ostasien, zwei in Nordamerika und eine im Nahen Osten. Die meisten natürlichen Buchenwälder auf der Welt wurden allerdings zum Nutzen der Menschen und zur Schaffung von Siedlungen und Ackerflächen gerodet oder sie wurden in Nadelholzbestände umgewandelt. Einzig die Rotbuche nimmt noch größere Flächen in Mitteleuropa ein, besonders in Deutschland, Frankreich, Rumänien und Slowenien.
- Warum sind gerade die Buchenwälder in Europa weltweit einzigartig?
Die Buche schaffte es nach der Eiszeit, weite Teile Europas zu besiedeln. Ihre Dominanz entwickelte sich innerhalb der letzten 4.000 Jahre, eine geologisch und evolutionär gesehen extrem kurze Zeitspanne. Dieser ökologische Prozess dauert noch heute an, die Buche breitet sich nach wie vor weiter aus. Dies ist ein weltweit einmaliges Beispiel dafür, dass eine einzige Baumart sich durchsetzen und auf großer Fläche dominieren kann.
Weltweit einzigartig – Die anhaltende Ausbreitung der Buchen
- Was genau gehört zum Welterbe Buchenwälder?
Alle Buchenwaldgebiete der Welterbestätte besitzen sogenannte Kernzonen. Das sind die vom Menschen unberührten inneren Waldbereiche mit ihren ungestörten Ökosystemen. Diese Kernzonen sind das Welterbegut. Hier ist die Natur so wertvoll und fragil, dass sie für Besucher mancherorts nicht zugänglich ist. Die Kernzonen werden von meist deutlich größeren Pufferzonen umgeben. Sie garantieren den Umgebungsschutz. Sofern das Buchenwaldgebiet überhaupt für Besucher erschlossen ist, gelten in den Pufferzonen die jeweiligen Naturschutzregeln für Besucher.
- Was sind planare Buchenwälder?
Planare Buchenwälder liegen im Tiefland unter einer Höhengrenze von 400 Metern. In Deutschland kommen sie in Schleswig-Holstein, in Niedersachsen, in Mecklenburg-Vorpommern und in Brandenburg (Welterbegebiete Serrahn, Jasmund und Grumsin) vor. Aufgrund ihres relativ ebenen Reliefs waren sie für die landwirtschaftliche Nutzung leicht zugänglich. So sind sie in den vergangenen Jahrhunderten besonders stark zurückgedrängt worden. Die Reste dieser Wälder sind dadurch besonders schutzwürdig.
- Warum sind alte, nutzungsfreie Buchenwälder so wertvoll?
Mit zunehmenden Alter werden Buchen dicker, ihr Stamm rissiger, Äste brechen ab, Baumhöhlen entstehen. Hier finden Pilze und Flechten, Kleinsäuger, Insekten und Vögel ihren Lebensraum. Tote Bäume oder Teile davon werden von spezialisierten Arten besiedelt und letztendlich im zersetzten Zustand dem natürlichen Kreislauf übergeben. Wenn in einem unbewirtschafteten Buchenwald ein alter Baum stirbt, macht er Platz für neues Leben. Das kleinflächige Nebeneinander von alten und jungen Waldpartien machen diese Wälder so vielfältig.
- Warum wird die Buche als "junge" Baumart bezeichnet?
Die Buche ist nach der Eiszeit als die letzte unserer heutigen heimischen Baumarten nach Mitteleuropa zurückgekehrt. Ihre Refugien lagen jenseits der Alpen, in den Apenninen, im südlichen Balkan und den Pyrenäen. Die Einwanderung erfolgte vor etwa 7.000 Jahren vom heutigen Slowenien aus über die Ostalpen, das Donautal und Böhmen bis in das norddeutsche Tiefland und von dort über Dänemark nach Südschweden. Die Wanderung der Buche ist bis jetzt nicht abgeschlossen und wird sich im Zuge von Klimaveränderungen weiter fortsetzen.
Weltweit einzigartig – Die anhaltende Ausbreitung der Buchen
- Warum kann die Buche im Wald so dominant sein und wie viele Buchen stehen auf einem Hektar?
In Buchenwäldern ist die Buche die herrschende Baumart und kann über 90 % der Baumschicht einnehmen. Die Buche duldet an den meisten Standorten kaum eine Baumart neben sich. Sie ist die Gewinnerin im Kampf um das Licht.
Sie vermag wie kaum eine andere Baumart Lücken im Bestand durch Auffüllen ihrer Krone in kurzer Zeit wieder zu schließen. Sie macht das Kronendach wieder dicht. Andere Baumarten verkümmern durch zu wenig Licht. Sie selber kann besonders in der Jugend sehr viel Schatten vertragen. Junge Buchen lauern sehr lange in der schattigen Unterschicht und schießen bei einer Auflichtung nach oben. Buchen sind auch darum so erfolgreich, weil sie eine große standörtliche Bandbreite besitzen. Bis auf sehr nassen, sehr sauren und sehr trockenen Böden können sie bei uns nahezu überall wachsen. Auf einem Hektar können zwischen 300 und 400 Buchen stehen, außerdem mehrere 1000 Jungpflanzen. - Wie alt sind die Buchenwälder in Deutschland, speziell die fünf Welterbegebiete?
Die Wälder im Norden sind relativ jung. So entwickelten sich auf Jasmund Buchenwälder erst vor 800 Jahren. Dagegen sind die Buchenwälder in den Mittelgebirgen, so auch der Hainich und der Kellerwald bereits mehrere 1.000 Jahre alt.
- Wie alt kann eine Buche werden?
In Wirtschaftswäldern wird die Buche in der Regel in einem Alter von 120–160 Jahren gefällt. Ihre natürliche Lebensgrenze liegt mit 250–300 Jahren (z.T. sogar über 400 Jahre) aber weit höher.
- Wie unterscheiden sich die alten Buchenwälder und Buchenurwälder voneinander?
Bei den Welterbegebieten in Deutschland handelt es sich bis auf sehr kleine urwaldartige Reliktflächen um alte naturnahe Wälder.
Anders die Buchenwälder der Karpaten, die als Urwälder bezeichnet werden. Hier konnte eine von menschlichen Einflüssen unberührte, naturbelassene Entwicklung des Waldes stattfinden. - Welche Buchenwaldtypen gibt es?
Die verschiedenen Buchenwaldregionen sind auf dieser Karte dargestellt.
- Wer entscheidet über die Einschreibung auf die Welterbeliste?
Die Entscheidung, ob eine vorgeschlagene Kultur- oder Naturstätte in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen wird, fällt das Welterbekomitee anlässlich seiner jährlichen Sitzung. Das Komitee besteht aus 21 gewählten Mitgliedern (Staaten), die möglichst alle Kontinente und Kulturkreise repräsentieren. Um in die Welterbeliste eingeschrieben zu werden, müssen die vorgeschlagenen Stätten die Kriterien erfüllen, die in den Durchführungsrichtlinien der Konvention festgelegt sind. Die Beratungsorganisationen IUCN (Naturerbe) und ICOMOS (Kulturerbe) legen dem Komitee zur Entscheidung einen Bericht vor. Er enthält als Ergebnis die Prüfung zur Erfüllung der Kriterien.
- Darf man die Welterbefläche betreten, bzw. habe ich als Anwohner mit weiteren Beschränkungen zu rechnen?
Durften Anwohner (und Besucher) eine Fläche vor der Aufnahme in die Welterbeliste unbeschränkt betreten oder auf einem Wanderweg durchqueren, so ist dies auch weiterhin möglich. Beschränkungen über das bisher festgelegte Maß hinaus gibt es also nicht.
- Ist eine Einschreibung mit weiteren Schutzgebietsausweisungen, zusätzlichen Einschränkungen oder Nutzungsbeschränkungen verbunden?
Nein. Die jetzt eingeschriebenen Buchenwälder haben bereits als Nationalparke bzw. Kernzone eines Biosphärenreservates ausreichenden Schutz und sind nutzungsfrei. Zur Integrität und langfristigen Sicherung wurde im Nominierungsverfahren ein Managementplan erarbeitet. Dieser Plan legt Maßnahmen fest, die den Erhalt und den Schutz der Welterbestätten sichern. Dazu gehört auch die Planung von Angeboten, um Besuchern das Kennenlernen der Gebiete zu ermöglichen.
- Was bringt der Titel der Region?
Die Anerkennung als Welterbestätte bedeutet einen enormen Imagegewinn für die einzelnen Gebiete und ihre Regionen. Gäste aus dem In- und Ausland wollen die Weltnaturerbestätten kennenlernen. Die Region wird für jetzige und zukünftige Einwohner insgesamt attraktiver. Dies führt in der Regel zu einer Zunahme des naturnahen Tourismus und damit zu einer Erhöhung der Wertschöpfung von regionalen Gewerbetreibenden und der Tourismusbranche.
- Bekommt man durch die Ernennung zum Welterbe Geld?
Mit der Einschreibung ist keine Geldsumme verbunden, sondern ein Titel und eine Auszeichnung. Die Effekte dieser Auszeichnung sind aber so groß (z. B. durch gesteigerten Tourismus, erhöhte Wertschätzung, höhere Priorität bei Fördermittelprogrammen etc.), dass die Ernennung sich indirekt auch finanziell deutlich bemerkbar macht.
- Kann der Status Welterbe verloren gehen?
Ja. Falls ein Gebiet nicht mehr die Qualitäten hat, weswegen es in die Liste eingeschrieben wurde, ist der Welterbetitel in Gefahr. In diesem Fall setzt das Welterbekomitee das Gebiet zunächst auf die Liste des gefährdeten Welterbes und dann – falls keine geeigneten Maßnahmen zur Sicherung der Qualität getroffen werden – kann es den Titel wieder aberkennen (was bisher in 2 Fällen weltweit erfolgte).
- Sind die fünf Schutzgebiete komplett Welterbe geworden?
Nein. In die Welterbeliste eingeschrieben wurden die wertvollsten Teile der fünf Schutzgebiete. Es sind die Teile, die am längsten nutzungsfrei sind und schon am weitesten auf dem Weg zum „Urwald“ sind. Hier wachsen auch die ältesten und dicksten Bäume.
- Was ist das Kriterium (ix)?
Die grundsätzliche Definition des Begriffs "Welterbe" ist durch die Welterbekonvention von 1972 erfolgt. Maßgebend ist der außergewöhnliche universelle Wert einer Kultur- oder Naturstätte.
Bei der Entscheidung über die Aufnahme in die Welterbeliste werden die übergreifenden Bedingungen der Authentizität (historische Echtheit, nur für Kulturgüter) und der Integrität (Unversehrtheit für Kultur- und Naturgüter) angewendet, in Verbindung mit einem oder mehreren der insgesamt zehn Kriterien, nach welchen der außergewöhnliche universelle Wert einer Stätte festgelegt wird. Die Kriterien (i) bis (vi) beziehen sich auf Kulturerbestätten, die Kriterien (vii) bis (x) auf Naturerbestätten.
Das Kriterium (ix) stellt „außergewöhnliche Beispiele bedeutender im Gang befindlicher ökologischer und biologischer Prozesse in der Evolution und Entwicklung von Land-, Süßwasser-, Küsten- und Meeres-Ökosystemen sowie Pflanzen- und Tiergemeinschaften“ dar.Die anhaltende Ausbreitung der Buchen – Ein herausragender universeller Wert