„Am liebsten würde ich in 200 Jahren noch mal vorbeikommen und sehen, wie sich der Wald entwickelt hat“ schwärmt Christina Winter – eine der drei „Grumsin-Ranger*innen“ im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. Sie zählt zu den Naturwächter*innen in den Buchenwäldern der Weltnaturerbestätte, die sich mit Herz und Kopf für die Unversehrtheit der Natur einsetzen. In anderen Ländern und Naturräumen setzen Ranger*innen sogar ihr Leben aufs Spiel. Um denen, die während ihres Dienstes verletzt oder sogar getötet wurden, zu gedenken, wurde der 31. Juli zum Internationalen World Ranger Day ernannt.
Solidarisch mit Ranger*innen und ihren Angehörigen weltweit
Die Initiative für diesen Tag der Solidarität geht zurück auf eine Konferenz des Welt-Ranger-Verbandes „International Ranger Federation (IRF)“ im Jahr 2007. Mit diesem Ehrentag sollen die Arbeit und die Anforderungen der Naturwächter*innen für den Schutz von Natur- und Kulturerbe in den Fokus rücken. Vor allem aber ist es auch ein Gedenktag für jene Ranger*innen, die bei ihrer Arbeit ums Leben kamen. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe, die maßgeblich mit den Aufgabengebieten zusammenhängen: Während die hauptamtlichen Naturschützer*innen in bestimmten Ländern ihr Leben im Kampf gegen Wilderei, Schmuggel und illegalen Fang verlieren, sind es in anderen Regionen gefährliche Arbeitseinsätze oder tragische Schicksalsschläge, die zum Tode führen.
Ranger*innen in den deutschen Weltnaturerbe-Buchenwäldern
Auch wenn die Ranger*innen hierzulande ein weitaus weniger gefährliches Arbeitsleben führen, sind sie doch Teil einer großen weltweiten Ranger*innen-Gemeinschaft, die (nicht nur) am 31. Juli zusammenhält. Anlässlich des Gedenktages gab es gestern zahlreiche Veranstaltungen in und um die Welterbe Buchenwälder (Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin Grumsin, Nationalparke Jasmund, Kellerwald, Serrahn, Hainich), denn auch in den Schutzgebieten der Erbestätte ist die Arbeit der Naturwacht enorm wichtig: Christina Winter ist mit ihren drei Grumsin-Kolleg*innen nur eine der Ranger*innen in den alten Buchenwäldern.
Im gesamten Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin gibt es 16 Kolleg*innen, ähnlich wie im nahegelegenen Müritz-Nationalpark (20 Ranger*innen), der das Welterbe-Teilgebiet „Serrahn“ enthält. Im Nationalpark Kellerwald-Edersee sind 46 Mitarbeitende im Außeneinsatz. Diese variierende Anzahl hängt unmittelbar auch mit der unterschiedlichen Größe der Welterbe-Teilgebiete zusammen: Die Fläche, die von den Ranger*innen betreut wird, geht meist über die eigentlichen Kern- und Pufferzonen der Welterbegebiete hinaus. Denn eingebettet sind die alten Buchenwälder in größere Schutzgebiete (Nationalparke oder Biosphärenreservat). Im Grumsin beispielsweise ist die Buchenwaldfläche zwar nur 590 Hektar, die Großschutzgebietsfläche umfasst hingegen 130.000 Hektar. Doch auch bei unterschiedlicher Größe und Regionalität sind die Aufgaben der Buchenwald-Ranger*innen doch sehr ähnlich. Vor allem drei zentrale Aufgabenbereiche bestimmen den Alltag: die Gebietskontrolle und -betreuung; die Besucherbetreuung und Umweltbildung sowie Forschung, Monitoring und Arten- und Biotopschutz.
Das Betreuen und Kontrollieren der Gebiete ist dabei wie auch in anderen (Natur-)Schutzgebieten gerade in der Welterbestätte Buchenwälder enorm wichtig. Denn mit der Welterbekonvention verpflichten sich die Gebiete, die Unversehrtheit der Buchenwälder zu schützen und zu erhalten. Dazu sind die Naturwächter*innen auf sowie abseits von Wander- und Waldwegen unterwegs, um einerseits für Besuchende wichtige Ansprechpartner*innen zu sein, andererseits aber auch auf die Verhaltensregeln der Schutzgebietsverordnungen hinzuweisen. Vor allem bei Führungen, Betreuung von Gruppen und Erlebnistouren für Familien, Schulen und Kindern im Rahmen der Umweltbildung verzaubern die Ranger*innen Groß und Klein für die Natur vor der Haustür.
Schließlich sind die Mitarbeitenden auch für die Datenerfassung und Aufzeichnung der Naturveränderungen unersetzlich: Im Rahmen von Forschung und Monitoring werden beispielsweise Brutvögel, Amphibien oder Insektenarten kartiert, Buchen und andere Baumbestände hinsichtlich ihrer Waldentwicklungsphasen bestimmt, Pegelstände von Gewässern erfasst oder Spuren seltener Arten wie Wildkatzen oder bestimmte Spechte detektivisch aufgedeckt. Manchmal wird auch Hand angelegt, wenn es darum geht, für den Arten- und Biotopschutz Flächen zu pflegen, Schutzbereiche zu bauen oder Infoschilder aufzustellen. Damit die Natur im Weltnaturerbe Buchenwälder auch ungestörte Natur bleiben kann, ist die Arbeit der Ranger*innen von enorm großer Bedeutung und verdient großen Dank! Umso erfreulicher, dass sich die Arbeit auch auszahlt, wie Tilly Schönlebe (BR Schorfheide-Chorin) verdeutlicht: „Mein Arbeitsplatz ist nachweislich einer der schönsten Wälder der Welt. Ich freue mich, dass ich mich mit meinem Beruf als Rangerin für den Erhalt, den Schutz und den Wissenstransfer eines leider so selten gewordenen Lebensraums einsetzen kann.“