Kellerwald
Wie in einem Märchenwald drücken sich alte, knorrige Bäume an die steilen felsigen Hänge und lassen den Edersee tief unten im Tal blau leuchten. Über 50 Berge und Kuppen prägen den großräumig ruhigen Landschaftscharakter des Nationalparks Kellerwald-Edersee. Aus der Vogelperspektive wirkt der Kellerwald wie ein endloses Buchenmeer. Keine Straße und keine Siedlung zerschneiden seine außergewöhnlich alten ausgedehnten Wälder. Rund 1.000 reinste Quellen sind hier zu finden und vereinzelt sogar noch echte Urwaldreste.
Steckbrief
- UNESCO-Anerkennung: 2011
- Schutzgebiet: Nationalpark Kellerwald-Edersee
- Buchenwaldregion: Subatlantisch-hercynisch
- Fläche: 1.467 ha
- Anzahl Teilgebiete: 1
- Bundesland: Hessen
- Höhenstufe: submontan bis montan (Mittelgebirge, 200 – 626 m ü. NN)
- Tiere: Luchs, Wildkatze, Schwarzstorch, Mittelspecht, Bechsteinfledermaus
- Naturerlebnis
Abwechslungsreiche Wanderwege ermöglichen wunderschöne Landschaftseindrücke und Naturerlebnisse – ganz exklusiv der Urwaldsteig Edersee. Auf 70 Kilometern – abschnittsweise mit felsigen und steilen Pfaden – erschließt er neben den letzten Urwaldrelikten des Nationalparks weitere Naturschätze rund um den Edersee. Raum für Wildnis & Menschen präsentiert das NationalparkZentrum Kellerwald. Seine moderne Ausstellung mit 4D-Sinnekino informiert und macht Lust auf den Nationalpark.
- Lebensräume
An felsigen Steilhängen erreicht die Buche ihre natürliche Waldgrenze und bildet bizarre Waldbilder und mystisch wirkende Baumgestalten. Man findet urige Buchen-Naturwaldreste, Eichen-Trockenwälder sowie Block- und Schluchtwälder. Etwa 800 reinste Quellen und Bäche, Felsfluren und Blockhalden bilden weitere wertvolle Lebensräume.
- Flora und Fauna
Das große Spektrum unterschiedlicher Lebensräume ist Grundlage für eine Vielzahl laubwaldtypischer Lebensgemeinschaften mit zahlreichen seltenen Arten. Schwarzstorch, Uhu, Rotmilan, Wespenbussard und Hohltaube brüten im Nationalpark. Sieben Specht- und 19 Fledermausarten sind Beleg für den Strukturreichtum der alten Wälder. Seltene Käfer wie der Veilchenblaue Wurzelhalsschnellkäfer, die als Urwaldarten gelten und die Pfingstnelke, die 75 % ihrer Weltverbreitung in Deutschland hat, zählen zu den herausragenden Besonderheiten.
- Buchenwaldtyp
Der Nationalpark Kellerwald-Edersee schützt auf 7.688 ha den für die deutschen Mittelgebirge typischen bodensauren Buchenwald auf Tonschiefer und Grauwacke – Gesteine, die vor rund 350 Millionen Jahren aus Sedimenten urzeitlicher Meere entstanden sind. Der vorherrschende Waldtyp ist der Hainsimsen-Buchenwald, oft in steinig-karger oder steiler Ausprägung. Über 40 % der Buchen sind älter als 120 Jahre. Auf mehr als 1.000 ha findet man Buchenwälder, die älter als 160 Jahre - teilweise bis zu 260 Jahre - und reich an Totholz sind.
- Geschichte
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts, fern von Siedlungen und gering erschlossen, dienten weite Teile der ausgedehnten Wälder den Fürsten zu Waldeck und Pyrmont als Hofjagdrevier. Die forstliche Nutzung des Waldes stand nicht im Vordergrund, auch wegen des schwierigen, teils steilen und felsigen Geländes. Die Vielfalt der Lebensräume für Tiere und Pflanzen führte dazu, dass das Gebiet bereits 1935 als Naturschutzgebiet vorgesehen war. In den folgenden Jahrzehnten wurden fast ein Drittel Zug um Zug aus der Nutzung genommen. 1990 wurde der überwiegende Teil als Waldschutzgebiet ausgewiesen und 2004 schließlich zum Nationalpark erklärt. Seit 2011 ist der Nationalpark Kellerwald-Edersee als erster und einziger deutscher Nationalpark gemäß Kategorie II der IUCN-Richtlinien zertifiziert.
Im Oktober 2020 wurde der hessische Nationalpark um 1.950 ha Flächen nördlich und östlich des Edersees erweitert.
Nationalparkamt Kellerwald Edersee
Laustrasse 8
34537 Bad Wildungen
Tel +049(0)5621 9040-0
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