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Grafik: Weltnaturerbe Buchenwälder, Superorganismus Buchenwälder
Unesco - Wir sind Europas Wildnis - Alte Buchenwälder und Buchenwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas
Grafik: Weltnaturerbe Buchenwälder, Superorganismus Buchenwälder
Unesco - Wir sind Europas Wildnis - Alte Buchenwälder und Buchenwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas

Superorganismus Buchenwald

Der Buchenwald ist trotz der Dominanz einer Baumart bevorzugter Lebensraum für mehrere Tausend Tier-, Pflanzen- und Pilzarten. Seit Jahrtausenden bilden Tiere und Pflanzen eine starke Gemeinschaft mit den alten Buchenwäldern.

Zwar sind Buchenwälder schattig und wirken im Sommer dunkel. Im Vergleich zu manchen Laubmischwäldern erscheinen sie in der Tat auch artenarm. Ein naturbelassener Buchenwald ist dies aber keineswegs. Buchenwälder mit einem hohen Anteil an alten Bäumen, stehendem sowie liegendem Totholz bieten einen idealen Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten.
In einem solchen Wald sind viele natürliche Höhlen vorhanden, in denen Höhlenbrüter, Fledermäuse und viele andere Lebewesen Brutraum und Unterschlupf finden.
Die Zahl der Tierarten in Buchenwäldern wird auf bis zu 10.000 Arten geschätzt.

Ein wesentlicher Teil der Artenvielfalt in Buchenwäldern kommt zudem erst in den Altersphasen zur ganzen Entfaltung. Der gesamte Regenerationszyklus von Buchenwäldern, das heißt die Zeit in der eine Buche heranwächst, Früchte trägt, altert, stirbt und vergeht, umfasst 250 bis 300 Jahre, mitunter sogar noch mehr. Die Buche ist also ein wahrer Überlebenskünstler. Sie verfügt über eine enorme Wuchskraft, die lange anhält. Bis ins hohe Alter kann sie flexibel auf Veränderungen des Lichtangebotes im Kronenraum reagieren.

Aufgrund seiner Bedeutung für viele, teilweise vom Aussterben bedrohte Arten wurde der Buchenwald bereits 1995 zum Biotop des Jahres gewählt.

Die Buche ist ein wichtiger Wasserversorger für den Wald. Die oberen Äste der Buche ragen steil nach oben. Sie sammeln das Niederschlagswasser und führen es ähnlich wie ein Trichter nach innen zum Stamm. An der glatten Rinde rinnt es rasch nach unten. So verbessert die Buche nicht nur ihre eigene Wasserversorgung, sondern auch die der Bodenorganismen in ihrem Wurzelbereich. Auf diese Weise trägt die Buche wesentlich zur Speisung des Grundwassers im Boden bei.

Das vielfältige Standortspektrum von Buchenwäldern ermöglicht das Vorkommen von fast allen europäischen Baumarten auch in Buchenwäldern. Die Gesamtzahl aller Pflanzenarten, die in den verschiedensten standörtlichen und geografischen Ausbildungsformen des Buchenwaldes zu finden sind, ist bemerkenswert hoch. Eine Vielzahl von Sonderstandorten wie Quellen, Bäche, Kleingewässer, Moore, Felsen, Höhlen oder Blockhalden bereichern zusätzlich die strukturelle Vielfalt des Buchenwaldes.

Grafik: Superorganismus Buchenwald

Müllentsorger des Waldes

Der Kolkrabe ist ein typischer Waldvogel, der sehr geschickt durch die Kronen mänovriert. Er ist der größte Singvogel Europas und kann etwa 30 Jahre alt werden. Er frisst u. a. Aas und leistet damit einen wichtigen Gemeinschaftsdienst: Zusammen mit Wildschweinen sorgen sie für die Waldhygiene.

Jäger der Nacht

Alle 54 in Europa lebenden Fledermausarten sind Insektenfresser mit enormem Nahrungsbedarf. Sie fressen täglich bis zu 1/3 ihres Körpergewichtes. Ohne Fledermäuse könnten sich nachtaktive Insekten ungehindert vermehren. Eine einzige Zwergfledermaus vertilgt 1000 – 2000 Mücken pro Nacht.
Für die kleinen Fledertiere sind intakte, strukturreiche Wälder als Jagd- und Wohnstätte lebensnotwendig.

Verborgene Schatzkammer

Alte Buchenwälder produzieren im Sommer große Kohlenhydratmengen, die von den Lebewesen des Waldes das Jahr über genutzt werden. Rötelmäuse und Eichhörnchen legen sich für den Winter in einem Nahrungslager einen Vorrat aus Bucheckern an. Manche vergrabenen Früchte werden vergessen, keimen und verjüngen so den Wald. Dachse fressen sich im Sommer Fettreserven an. Damit können sie die Lebensfunktionen während des Winterschlafs aufrechterhalten.

Zierliche Honighelferin

Die zwei bis drei Millimeter großen Wolligen Buchenzierläuse leben ganzjährig auf der Unterseite von Buchenblättern. Sie sind für die Produktion von Honigtau, der so genannten Buchenblatt-Tracht im Wald enorm wichtig. Die großen Mengen des Honigtaus werden von Bienen in den frühen Morgenstunden eingesammelt und zum Bienenstock gebracht, um dort den Jungbienen als Nahrung zu dienen.

Versteck-Künstler

Der nachtaktive Falter des Buchen-Zahnspinners ist auf der silber-grauen Rinde der Rotbuche kaum zu erkennen. Entdeckt man jedoch im Frühjahr seine Raupe, ist man über den bizarren Anblick sehr erstaunt: Der Hinterleib biegt sich eigenartig nach oben. Der Buchen-Zahnspinner ist einer von mehr als
70 Schmetterlingsarten in Buchenwäldern.

Doping für Bäume

Mykorrhizapilze im Boden gehen mit den „grünen“ photosynthesefähigen Buchen eine Symbiose ein: Die Bäume produzieren energiereiche Stoffe wie Kohlenhydrate oder Stärke. Pilze können das nicht. Sie sind auf die Versorgung durch die Bäume angewiesen. Pilze können jedoch die Mineralstoffe und das Wasser aus dem Boden lösen. Im Gegenzug geben sie diese dann an das Feinwurzel­system der Bäume weiter.

Energiesammler

Früh(jahrs)blüher wie Buschwindröschen (Anemonen), Leberblümchen oder Hohler Lerchensporn nutzen das Licht des Frühjahrs, ehe die Buchenblätter austreiben. Dabei sammeln sie so viel Energie ein, dass sie die Zeit bis zum nächsten Jahr überstehen. Durch besondere Speicherorgane (Zwiebeln oder Knollen) beziehen die Frühblüher ihre Energie und können so zu einem frühen Zeitpunkt im Jahr bereits blühen und Samen bilden.

Recyclingspezialisten

Buchenblätter werden von Bodenorganismen leicht zersetzt. Durch verschiedene tierische Vorgänge wird aus Pflanzenresten Humus. Neben anderen Bodentieren sind Asseln die wichtigsten Laubzersetzer. Ihr Kot wird von Regenwürmern gefressen. Bakterien zersetzen wiederum den Kot der Regenwürmer und machen daraus Nährsalze für die Bäume.

Meister der Tarnung

In den Alten Buchenwäldern leben Tiere, die sich perfekt an das dichte grüne Kronendach oder die silbergraue Rinde der Rotbuchen angepasst haben. Der Laubfrosch ist ein Kletterspezialist und kann seine intensive Grünfärbung entsprechend seiner Umgebung anpassen. Auch die Buchen-Kahneule ist als gut getarnte Schmetterlingsart auf einem grünen Buchenblatt kaum zu erkennen.